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MTM Audi S1

Groß und mächtig stand er da, an diesem sonnigen, aber kühlen Herbsttag, gespickt mit gigantischem Flügelwerk, riesigen Kotflügeln und umringt von vielen Zuschauern der 3-Städte-Rallye. Obwohl mittlerweile Toyota Celica, Subaru lmpreza oder Mitsubishi Lancer um Siege auf den Schotterpisten kämpfen, zieht der Audi S1 gierige Blicke der Fans auf sich. Kein Wunder, schließlich trat die Ausgeburt an Kraft und Gewalt aus Ingolstadt 1986 zum letzten Mal offiziell zum Kampf um Bestzeiten an.Audi-Tuner mtm hat sich einen der raren Kraftprotze ergattern können und läßt dem 530 PS starken Monster ab und an freien Lauf. Als Highlight der 3-Städte-Rallye 1997 griff Armin Schwarz bei vier ausgewählten Sonderprüfungen als Vorausfahrer ins legendäre Audi-Lenkrad. Und nachdem bei einer Rallye immer zwei Personen ein Auto füllen, nehme ich auf dem heißen Sitz neben dem ehemaligen Europameister Platz. Mit gemischten Gefühlen wohlgemerkt. Der Schalensitz, der Helm und der festgezurrte Hosenträgergurt versprechen zwar eine gewisse Sicherheit, doch als Armin den Fünfzylinder zum Leben erweckt, läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Die Erklärungen über die verschiedenen Schalter und Anzeigen sind schnell ausgeführt, allzuviel hat das Armaturenbrett auch nicht zu bieten. Dominierend sind der Drehzahlmesser sowie eine gigantische Warnleuchte, die vor geringem Öldruck mahnt. Untypisch für ein Wettbewerbsfahrzeug ist der vorhandene Tacho. Der hätte wohl auch lieber nicht installiert sein sollen, aber dazu später mehr. Auf meine Frage, ob Armin diese Prüfung kennt, bekomme ich die nicht gerade beruhigende Antwort: ,,Nein, ich bin hier noch nie gefahren“. Zum Glück dürfen wir eine Runde in gemäßigtem Tempo drehen. ,,Ich sehe mir den Fahrbahnbelag an und versuche, mir die Kurvenkombinationen und Bremspunkte zu merken“, erläutert Armin mit konzentriertem Blick auf die Strecke. ,,Na hoffentlich hat er ein gutes Gedächtnis“, schießt es mir durch den Kopf.
Die „Einführungsrunde“ ist vollzogen, jetzt wird es ernst. Die Gurte werden noch mal strammgezogen, der Helm sitzt und der WP-Leiter gibt das Zeichen zum Start. Fünf Zylinder nebst Turbolader heulen auf. Mit einem „Klack“ sitzt der erste Gang in der Verzahnung und ehe ich mir noch Gedanken über den Sinn meiner Tat machen kann, klebe ich in der Rennschale, als gäbe es kein Morgen. Zwei, drei, vier, fünf die letzte Fahrstufe ist erreicht und die Zuschauer fliegen förmlich an uns vorbei. Mein vorsichtiger Blick auf den Tacho gibt Auskunft über die momentane Geschwindigkeit: nach wenigen Sekunden bereits knapp über 200 km/h.

Auf einem Flurbereinigungswegl Zum Glück setzt der Drehzahlbegrenzer ein. ,,Wir haben das Drehzahllimit auf 6.500 Touren begrenzt. Knapp über 7.000 können wir maximal fahren“, erfahre ich später von MTM-Chef Roland Mayer. Danke, mir reichen 6.500 vollkommen aus.
Urplötzlich reißt es mich mit einem gewaltigen Ruck in die Hosenträgergurte. ,,Was macht der Typ neben mir bloß?“ Armin Schwarz nutzt die letzten Meter Asphalt vor der bedrohlich nahenden 90-Grad-Schotter-Kurve, um den Quattro zu verzögern. Obwohl der vor uns auftauchende Pfeil eindeutig eine Linkskurve anzeigt, schwenkt Armin den S1 nach rechts. Nachdem mein Fahrer dreimal durch die Seitenscheibe in Fahrtrichtung blickt, fahren wir tatsächlich links ab. Ich gucke in den wenige Zentimeter neben mir auftauchenden Graben und schon zerren die 740 Nm Drehmoment wieder bestialisch nach vorne.,, Das Ding geht brutal vorwärts, um die Ecken mußt du es allerdings mit Gewalt zwingen“, schreit mir Armin zu, der sichtlich ins Schwitzen kommt. Wie wahr, wie wahr!
Auch ich habe die kalten Außentemperaturen bereits vergessen. Mir ist reichlich warm. Und als Armin auf dem losen Schotter ganz ungeniert den fünften Gang einlegt, steigt die Temperatur in meinem Anzug um weitere Grade an. Schmaler Schotterweg mit leichten Kurven, 200 Sachen auf dem Tacho und Armin arbeitet ständig beherzt am Lenkrad – „oh Gott, steh‘ mir bei!“ Wir biegen in die nächste Runde der Sonderprüfung. Und Armin legt tatsächlich noch eine Schippe nach. Die Kurven werden noch später angebremst, die Drifts noch extremer. Die Wege werden bis auf den letzten Millimeter ausgenutzt. Das Knallen der unverbrannten Gase des Auspuffs untermalt die Gangwechsel.

Langsam, aber sicher werden mir die Bremspunkte meines Fahrers vertrau-ter. Meine Körpertemperatur sinkt.

Nach drei Runden hat das bunte Treiben ein Ende, wir sind am Ziel – leider. Abgekämpft schält sich Armin aus dem S1 und ist beeindruckt. „Das Ding geht gewaltig. Die aktuellen Rallyetahrzeuge lassen sich allerdings um einiges leichter bewegen. Der S1 ist ein Motor mit zwei Sitzen, ein Monstrum mit Urgewalt. Aber in der Gruppe-B-Zeit hatten die Autos eben noch einen eigenständigen Charakter.“Auf die Frage, mit wieviel Prozent Einsatz Armin im MTM-S1 unterwegs war, antwortet er knapp: „Mit 80“. Zum Glück habe ich die restlichen 20 Prozent nicht kennengelernt.

J. Übler

Fanfahrbericht MTM Audi S1

Motor Wassergekühlter Fünfzylinder-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Abgasturbolader mit Ladeluftkühlung, vorn längs eingebaut
Ventile pro Zylinder 4
Hubraum 2.226 ccm
Bohrung x Hub 81,0 x 86,4 mm
Leistung / Drehmoment 530 PS (390 kW) bei 7.200 U/min
740 Nm/4.900 U/min
max. Ladedruck 2,85 bar
Kraftübertragung Fünfgang-Schaltgetriebe, Allradantrieb
Fahrwerk Vorn Einzelradaufhängung, an McPherson-Federbeinen, Dreiecksquerlenkern, Stabilisatoren vorn und hinten, innenbelüftete Scheibenbremsen rundum, ABS
0-100 km/h 3,2 s
Höchstgeschwindigkeit je nach Übersetzung bis ca. 220 km/h




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